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Friedhofsgärtner oder Friedhofsgärtnerin werden –  dem Leben begegnen und besondere Lebensorte schaffen

22. August 2022

Angenommen, du befindest dich in folgender Situation: Du machst dir Gedanken um deine berufliche Zukunft. Einige Dinge hast du bereits für dich geklärt. Du willst auf keinen Fall allein und im Büro arbeiten, du willst draußen arbeiten, denn zu Pflanzen und Tieren überhaupt zur Natur, hast du einen starken Bezug. Ebenso wichtig sind dir deine Mitmenschen, ein gutes Team und ein netter Austausch mit anderen Kollegen und Kolleginnen. Dann überlegst du dir, deinen Lieblingsort aufzusuchen, um in einer entspannenden Umgebung über alles nachzudenken. Es ist ein Friedhof, du liebst die Ruhe hier, genießt die Sonnenstrahlen, die durch das lichte Laub der Baumkronen hindurchscheinen. Du beobachtest interessiert Gärtner in der Ferne, die ein Grab mit bunten Blumen bepflanzen und dabei offensichtlich großen Spaß haben. Dir gefällt das und plötzlich reift der Gedanke in dir auch so etwas zu tun. Dann solltest du dich mit einer gärtnerischen Ausbildung zum Friedhofsgärtner oder Friedhofsgärtnerin befassen.

Friedhofsgärtner oder Friedhofsgärtnerin werden – alte Vorurteile ignorieren und neue Heldentaten vollbringen

Vielleicht wirst du in deinem Freundeskreis erstaunte Blicke ernten, denn oft gibt es noch viele Vorurteile, die diesem gärtnerischen Berufsbild anhaften. Einige Menschen verbinden den Beruf ‚Friedhofsgärtner oder Friedhofsgärtnerin‘ aus purem Unwissen immer noch mit gruseligen ‚Totengräbern‘. Ein Grund: Im Mittelalter galten Menschen, die mit dem Ausheben von Gräbern und dem Bestatten von Menschen befasst waren, als ‚unehrenhaft‘, ja sogar als ‚bedrohlich‘. Das hat sich aber längst gewandelt. Die einzige Bedrohung, mit der du es zu tun haben wirst, sind vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten, für die ein Friedhof eine lebensrettende Maßnahme, eine Art ‚neue Heimat‘ sein kann. Aus Sicht des Arten- und Klimaschutzes vollbringst du als Friedhofsgärtner oder Friedhofsgärtnerin also ganz nebenbei auch höchst ehrenhafte Heldentaten.

Friedhofsgärtner oder Friedhofsgärtnerin werden – deine ersten Schritte auf deinem beruflichen Weg

Um Friedhofsgärtner oder Friedhofsgärtnerin zu werden, bieten sich verschiedene Wege an. Vielleicht machst du ein Fachabitur, dann kannst du z. B. das erforderliche Praktikum direkt in einer Friedhofsgärtnerei absolvieren. Überzeuge deine Vorgesetzten, sodass sie nach Beendigung deines Praktikums der Auffassung sind, auch in Zukunft nicht auf dein Engagement und freundliches Wesen im Umgang mit Kundinnen und Kunden verzichten zu können. Dann werden sie dir möglicherweise eine Ausbildung zum Friedhofsgärtner oder zur Friedhofsgärtnerin anbieten. TIPP: Nutze diese Chance von Anfang an. Erstelle z. B. zusätzlich eine professionelle Bewerbungsmappe, das wird gut bei deinen künftigen Vorgesetzten ankommen. Während deiner Ausbildung erlernst du u. a. das erforderliche Pflanzenwissen nicht nur im Betrieb, sondern auch in der Berufsschule, die du als Auszubildender oder Auszubildende tage- oder blockweise besuchst. Zur Vertiefung deines Praxiswissens nimmst du außerdem an überbetrieblichen Lehrgängen teil. Das A und O sind jedoch deine Kreativität und ein guter Umgang mit deinen Mitmenschen.

Friedhofsgärtner oder Friedhofsgärtnerin werden – dein beruflicher Alltag in einem nicht alltäglichen Beruf

Von Fragen nach bestimmten Pflanzen bis hin zur persönlichen Beratung, wie ein Grab individuell zu den jeweiligen Jahreszeiten gestaltet werden kann, sind viele Gesprächsthemen möglich. Du erwirbst Gesprächskompetenzen oder kannst diese ausbauen: Das vermittelt dir keine Berufsschule und kein überbetrieblicher Lehrgang, sondern nur die Praxis. Außerdem bietet sich dir ein breites Aufgabenfeld. Denn als Friedhofsgärtner oder Friedhofsgärtnerin lernst du nicht nur die Verwendung von Pflanzen, sondern auch die Pflanzenzucht und -vermehrung, den Umgang mit den unterschiedlichsten Geräten oder das Binden von Kränzen sowie von Sträußen. Gemäß einer gärtnerischen Selbst-Motivation „Es staubt nicht und man spürt das Leben“, kann dich auch kein Regen schocken, wenn du eine Fülle von Tätigkeiten auf dem betrieblichen Freigelände oder auf einem Friedhof ausübst. Dein beruflicher Alltag als Friedhofsgärtner oder Friedhofsgärtnerin ist sehr vielseitig und bietet auch saisonale Highlights: Insbesondere im Herbst gibt es spannende und anspruchsvolle Dinge zu tun, denn in diese Zeit fallen die Totengedenktage wie Allerheiligen, der Totensonntag oder der konfessionsübergreifende Volkstrauertag. 

Friedhofsgärtner oder Friedhofsgärtnerin werden – im Herbst lebt der Friedhof auf

Bei der Anfertigung floristischer Werkstücke nach den Vorstellungen deiner Kunden und Kundinnen oder bei der Winterabdeckung kannst du im Herbst deine Fachkompetenzen als Friedhofsgärtner oder Friedhofsgärtnerin so richtig ausleben. Du legst z. B. bunte Beete an, gestaltest die Gräber klassisch mit Mustern aus Tannenzweigen oder mit Wacholder und Moosstreifen. Du verzierst die Gräber mit Tannenzapfen oder anderen winterharten Naturmaterialien. Dabei achtest du immer darauf, die passende Gestaltung in enger Absprache mit deinen Kunden und Kundinnen vorzunehmen. Diesbezüglich ist für dich als Friedhofsgärtner oder Friedhofsgärtnerin auch die fachliche Beratung der Angehörigen in allen Phasen der Bestattung eine wichtige Aufgabe. Hier ist dein Fingerspitzengefühl besonders gefragt, denn die Trauernden befinden sich in einer emotionalen Extremsituation: Sie haben gerade einen Angehörigen verloren. Im Gespräch musst du daher sensibel vorgehen, um herauszufinden, welche Wünsche der oder die Verstorbene hatte. Außerdem musst du die Gestaltungswünsche der Angehörigen berücksichtigen. Sollen z. B. bestimmte Blumen oder Farben die Grabgestaltung dominieren, hilft dir dein breites Pflanzenwissen, um eine fachliche Gestaltungsberatung geben zu können.

Friedhofsgärtner oder Friedhofsgärtnerin werden – verlängere deinen beruflichen Weg in eine grüne Zukunft

Wenn du als Friedhofsgärtner oder Friedhofsgärtnerin eine leitende Funktion, z. B. in Unternehmen oder in Betrieben anstrebst, kannst du dich zum Meister oder Techniker weiterbilden. Aber auch diese Weiterbildungen definieren noch nicht das Ende deiner Karrieremöglichkeiten: Um deine fachlichen Kompetenzen weiter ausbauen, ist zusätzlich ein Studium möglich – mit entsprechender Berufserfahrung sogar ohne Hochschulreife. Dann kannst du z. B. das Garten- und Friedhofsamt einer Stadt oder Kommune leiten – als Friedhofsgärtner oder Friedhofsgärtnerin bist du bestens darauf vorbereitet.


Wenn dich diese Informationen zu einer gärtnerischen Ausbildung mit dem Ziel Friedhofsgärtner oder Friedhofsgärtnerin motivieren, kannst du weitere Informationen und Hilfen, z. B. bei der Suche nach Ausbildungsbetrieben, auf www.beruf-gaertner.dewww.bund-deutscher-friedhofsgaertner.dewww.grabpflege.dewww.memoriam-garten.de oder www.ruhebewahrer.de finden.